Frage 7 – Lehrkräftemangel

Welche Konzepte sehen Sie vor, in Zukunft dem Lehrkräftemangel vorzubeugen?

Derzeit ist es so, dass langfristig Erkrankte oder schwangere Lehrerinnen mit Berufsverbot nicht vertreten werden können, weil die Stellen nicht neu besetzt werden können. In der Praxis bedeutet das, selbst wenn die Lehrkräfteversorgung an der Schule bei 100% liegt, so fällt doch dauernd Unterricht aus. Welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie als Kommune? Zusätzlicher Einsatz von Betreuungspersonen, um die verlässliche Grundschule zu sichern?

Fachkräfte fehlen überall. Grundsätzlich ist das Lehrpersonal vom Land bereitzustellen. Die Aufgabe der Stadt wird es sein die verlässliche Grundschule tatsächlich verlässlich zu machen. Diese Aufgabe erfordert viele Ressourcen. Es erscheint uns aber darüber hinaus nicht leistbar, dass die Stadt ausfallenden Unterricht kompensiert.

Nutzung aller neuen gesetzlichen Möglichkeiten bei den Schulgemeinschaften anregen. Dabei ist es besonders wichtig, auf die Betreuung durch multiprofessionelle Teams zu achten, indem mehr Schulsozialarbeiter/-innen, Erzieher/-innen und pädagogische Hilfskräfte in den Klassen eingesetzt werden.

Auf die Vertretungsoptionen bei Lehrkräften hat die Kommune keinen Einfluss. Die Betreuungssituation für die verlässliche Grundschule muss bei der Entwicklung von SkiBB mitgedacht werden.

Die Landesregierung sollte den Ausbau von Studienplätzen in den Bereichen Sonderpädagogik und Grundschullehramt dringend vorantreiben. Die Lehrkräfte müssen auch von zusätzlichen bürokratischen Aufgaben befreit werden, damit sie sich voll und ganz ihrem Lehrberuf und der Vermittlung von Lerninhalten widmen können. Auch die Abschaffung der Sommerferien-Arbeitslosigkeit ist hier unumgänglich, um diesen wichtigen Beruf wieder attraktiver und fairer zu gestalten. Insgesamt sollten kurz-, mittel- und langfristige Versorgungsengpässe in Schulen so flexibel und schnell mithilfe von realitätsnahen Lösungen gelöst werden, damit Schülerinnen und Schüler sowie Eltern nicht die Leidtragenden einer verfehlten Bildungspolitik sind.

Die Stadt auf Kommunalebene könnte hinsichtlich der Lehrergewinnung z.B. Lehrerinnen und Lehrer, die sich für eine Lehrtätigkeit an einer Karlsruher Schule entscheiden, bei der Wohnungssuche in Karlsruhe aktiv unterstützen.

Wir sehen hier die Möglichkeit, pädagogische Assistenten einzustellen, um a) die Lehrkräfte in ihrer professionellen pädagogischen Tätigkeit zu entlasten (und damit auch die Häufigkeit von Krankheiten zu reduzieren) und b) die Betreuung zu übernehmen, wenn Lehrkräfte ausfallen. Die verlässliche Grundschule darf nicht dazu führen, dass mangels Personal mehrere Klassen zusammen gelegt werden und dann eine Person über 50 Schülerinnen und Schüler zu betreuen hat.

Die Einstellung weiterer Lehrerinnen und Lehrer sowie die Bewältigung des Lehrkräftemangels wird nicht in unserer Stadt Karlsruhe, sondern auf Landesebene entschieden. Wir sehen diese Entwicklung ebenfalls seit Jahren sehr kritisch und stehen Ihnen als CDU immer für Gespräche bereit, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, die wir dem Land vortragen können.

Den gibt es nicht! Jedenfalls nicht, wenn man sieht welche Steine von Seiten des Regierungspräsidiums und Kultusministeriums den Leuten in den Weg gelegt werden, die Lehrkräfte werden wollen. Auch das Ansehen des Lehrerberufs in der Bevölkerung ist nicht das Beste. Und viele Eltern scheinen zunehmend nicht in der Lage zu sein, ihren Kindern Anstand und Benehmen beizubringen. Wir können uns allerdings vorstellen, dass Eltern im Unterricht aushelfen. Zum einen wissen die Eltern am besten, was gut für ihre Kinder ist und was sie können. Zum anderen haben die Eltern das während der Corona-Pandemie ja auch neben dem eigentlichen Job hinbekommen. Abgesehen davon ist die Einstellung von Lehrkräften Sache des KM und des RP. Die Schulen würden liebend gerne mehr Lehrkräfte einstellen.

Natürlich ist die Einstellung von Lehrkräften Sache des Landes. Als SPD haben wir durch Haushaltsanträge den flächendeckenden Ausbau der Schulsozialarbeit vorangetrieben und planen nun, diese entsprechend den Bedürfnissen auszubauen. Auch sorgt die Stadt für Begleitpersonal für Kinder mit besonderen Bedarfen. Des Weiteren stellen wir Mittel für einen Personalpool bereit, um den IT-Support an Schulen im Zuge der Digitalisierung zu unterstützen.

Aufgrund des Fachkräftemangels und der Finanzlage ist es schwierig, einen darüberhinausgehenden Personalpool aufzubauen. Erste Priorität liegt darin, eine 100%ige Erfüllung unserer Pflichtaufgaben zu gewährleisten. Das Land muss seine KV-Lehrkräfte ausbauen und den Pool erweitern. Auch darf die Bürokratie nicht im Weg stehen. Das Land muss schnelle, umsetzbare, kreative und flexible Konzepte entwickeln, um guten Unterricht zu gewährleisten.

Die Versorgung der Schulen mit Lehrkräften liegt in der Hoheit des Landes. Aus unserer Sicht wurde vom Land schon über viele Jahre versäumt den Lehrermangel aktiv anzugehen. Wir fordern wirksame Programme und Maßnahmen zur Gewinnung von neuen Lehrkräften. Aber wir wissen leider auch, dass es lange dauern wird, bis die Versäumnisse aus der Vergangenheit aufgeholt werden.

Die Stadt darf aus rechtlichen und finanziellen Gründen die Schulen nicht mit Lehrkräften aufstocken.

Die verlässliche Grundschule und Ganztagesbetreuung ist so konzipiert, dass der damit verbundene Bildungsanspruch und -auftrag immer in Zusammenarbeit von Lehrkräften und pädagogischen Betreuungsteams erfüllt wird. Diese Ziele werden aufgrund der fehlenden Lehrkräfte kaum mehr erreicht. Allein durch die Aufstockung pädagogischer Betreuer*innen ist dies nicht zu gewährleisten.

Es sollte im Interesse der Gesamtgesellschaft liegen, dass Abhilfe geschaffen wird. Dazu gehört auch, dass die Arbeitsbedingungen der jungen Lehrer*innen verbessert und auch für neue Lehrkräfte unbefristete Arbeitsverträge geschlossen werden. Auch dafür muss die Landesebene in die Verantwortung bzw. Pflicht genommen werden.

Eine ausreichende Lehrkräfteversorgung zur Umsetzung der Bildungspläne ist die originäre Aufgabe des Landes. Als Kommune sind wir für die verlässliche Grundschule von 7 Uhr bis 14 Uhr nach dem Unterricht zuständig. Für die Ganztagsgrundschulen wird pro Grundschulklasse eine pädagogische Fachkraft von der Stadt zur Verfügung gestellt. Dies in „Konkurrenz“ zu den Kitas zu leisten, ist heute schon eine Herausforderung. Sie wird noch viel größer, wenn der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung ab 2026 umgesetzt werden muss. Ausfallender Unterricht kann jedoch nicht durch Betreuungskräfte aufgefangen werden.

Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass weiterhin qualifizierte Fachkräfte für die verlässliche Grundschule und an den Ganztagsgrundschulen eingesetzt werden. Zudem müssen vielfältige Maßnahmen ergriffen werden, um ausreichendes pädagogisches Fachpersonal für Kitas und für die Grundschulen zu gewinnen, u. a. durch eine Ausweitung der PIA und durch den Direkteinstieg mit Qualifizierung.

Auf Landesebene ist Herausforderung des Lehrkräftebedarfs erkannt, stellt sich aber je nach Region und Schulart sehr unterschiedlich dar. Für den Grundschulbereich werden bereits mittelfristig ausreichend Lehrkräfte erwartet.

Grundsätzlich ist das Problem nur mit mehr Personal zu lösen, um beispielsweise auch eine Lehrer*innenreserve vorhalten zu können. Im vergangenen März hat das Land daher ein Sofortprogramm für eine verlässliche Unterrichtsversorgung beschlossen. Neben den längerfristig wirkenden Maßnahmen zur Erweiterung der Personalbasis (mehr Studienplätze, Direkteinstieg, Duales Lehramtsstudium) bestehen verschiedene kurzfristig wirkende Maßnahmen: mehr Handschlaglehrkräfte (bspw. Lehrkräfte im Ruhestand) einstellen oder Referendar*innen stärker einbeziehen.

Die Besetzung von Lehrer*innen-Stellen ist Ländersache, als solches hat der Gemeinderat keinen direkten Einfluss auf diese. Eine Idee wäre die Bildung eines Betreuer*innenpool aufzubauen, doch hierfür muss nach der Wahl in den konstruktiven Austausch mit dem Schul- und Sportamt gehen. Ziel ist die Ausarbeitung von funktionierender Konzepte. Denn in Zeiten von akuten Personalmangel im Bildungsbereich ist es egal, wie viel Geld man zur Verfügung stellt, wenn keine zufriedenstellende Lösung in absehbarer Zeit zu finden sein wird.

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